Ergonomie für jeden Tag / Teil 3
Ergonomie für Sport, Hobby und Haushalt

Üblicherweise beschränkt sich die Ergonomie auf den Bereich der Arbeit. Im Haushalt, beim Handwerken und beim Sport sind die Belastungen für manchen mindestens so hoch wie an seinem Arbeitsplatz. Deshalb ist es sinnvoll, auch diese Bereiche durch die „ergonomische Brille“ zu betrachten.

Ergonomisch haushalten

Staubsaugen und Küchenarbeit machen häufig Rückenschmerzen. Das überrascht nicht, da die leicht gebeugte Haltung mit einer starken Druckbelastung für die Bandscheiben einhergeht. Legt man beim Staubsaugen den freien Arm vom hinten aufs Kreuz, wirkt das entlastend. Wer grossgewachsen ist, profitiert von einem längenverstellbaren Staubsaugerrohr. Die effizienteste Massnahme ist jedoch das Aufteilen der Arbeit, das bringt Abwechslung und eben belastete Körperpartien können sich erholen.

Die Arbeitshöhe beim Kochen, Rüsten und Abwaschen entspricht häufig nicht den Ansprüchen an einen viel genutzten Arbeitsplatz. Die Gründe dafür sind naheliegend: Bei einer Mietwohnung muss eine für möglichst viele Leute passende Höhe gewählt werden. Zudem sind Paare selten gleich gross. Behelfen kann man sich mit einem Aufsatz für einen Teil der Arbeitsfläche oder mit der Verwendung eines Stehsitzes.

Fensterreinigen und Bügeln belasten den Schultergürtel stark. Aufteilen heisst auch hier das Rezept. Beim Bügeln kann zudem mit einem Stehsitz die Rückenbelastung durch das Vorneigen stark vermindert werden, beim Fenster reinigen hilft eine Leiter.

Ergonomie in der Freizeit?

Die Grundhaltungen unserer Leistungsgesellschaft prägen auch unser Freizeitverhalten. Der Hobby – Handwerker arbeitet intensiv an seinem Wochenendhaus und der Freizeitsportler verfolgt häufig sehr ehrgeizige Ziele. Da sind sehr wohl Überlegungen zur Ergonomie am Platz. Ungewohnte Belastungen und ein zu ehrgeiziges Ziel stehen meistens am Anfang des Überlastungsproblems.

Sitzen ist die Freizeittätigkeit Nummer eins: vor dem Fernseher, im Auto, im Kino – sicher immer ausdauernd und selten auf einer gut passenden Sitzgelegenheit. Da sind Unterbrüche und Ideen angesagt. Wie wär’s mit einem Spaziergang statt Kaffee und Kuchen oder auch mal einem Treffen an der Stehbar. Ein kleines Kissen im Kreuz hilft auf schlechten Sesseln, ein Keilkissen beim Sitzen am Tisch.

Bei der Einrichtung der Fernsehecke gelten im Prinzip die gleichen Regeln wie vor dem Bildschirm: Man sollte gerade vor dem Apparat sitzen, in einer möglichst entspannten und gestützten Haltung ohne Vorschieben des Kopfes. Auch hier tut manchmal eine Brille Wunder. Nebenbei: die Salznüsschen stellt man am besten in der Küche auf, das motiviert zum gelegentlichen Aufstehen!

Sportergonomie

Viele Fragen rund um die Sportausrüstung sind im Kern auch ergonomische Fragestellungen. Passt die Geometrie des Bikerahmens zu den Körperproportionen, werden lange Ausfahrten besser ertragen. Umgekehrt führt ein Sportschuh, der auf einem bestimmten Hallenbodenbelag überhaupt nicht rutscht, zu einer hohen Belastung von Sehnen und Gelenken.

Am Beispiel der Laufschuhe lässt sich gut zeigen, wie nahe positive und negative Materialeffekte beisammen liegen: Eine gute Dämpfung gehört heute selbstverständlich zu einem Laufschuh. Gerade auf harten Unterlagen wie beim Marathonlauf auf asphaltierten Strassen ist dieser Dämpfungseffekt von Bedeutung. Andererseits gibt es auch klar ein Zuviel an Dämpfung. Unsere Muskulatur ist bezüglich Dämpfung weitaus effizienter als jede noch so ausgeklügelte Sohlenkonstruktion. Für ihre Arbeit sind die Muskeln aber auf sofortige Rückmeldungen aus den Drucksensoren der Fusssohle angewiesen. Ist die Schuhdämpfung nun zu gross, dann kommen die Informationen dieser Sensoren zu spät zum Muskel und im Endeffekt nimmt die Belastung für Sehnen und Gelenke massiv zu.

Wichtiger als die allerletzte Perfektionierung des Materials ist aus ergonomischer Sicht eine achtsame Belastungsgestaltung im Sport. Das neue Tennisracket kann aus sicht des Entwicklungsingenieurs noch so genial sein, immer braucht unser Körper Zeit, um sich an neue, materialspezifische Einwirkungen zu gewöhnen. Die etwas erhöhte Masse im Bereich der Schlagfläche mag zwar mehr Energie auf den Ball übertragen. Die damit verbundenen neuen Kräfte auf den Arm des Spielers müssen durch Anpassung in der Belastbarkeit von Muskeln, Sehnen und Knochen erst noch optimal kontrolliert werden.

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