Rücken / Nacken / Schlaf / Bett
Schlaf und Bett als Schmerzursache

Die Zusammenhänge zwischen Schlaf, Bett und Schmerz liegen häufig im Dunkeln. Hier gibt es eine Anleitung um mehr Licht in die Dunkelheit des Schlafzimmers zu bringen.

Auf den ersten Blick könnte man denken, der Zusammenhang zwischen Schlaf, Bett und Schmerzen sei eine einfache Angelegenheit ist. Man denkt: Ist eine Schlafstellung oder ein Bett ungünstig für Nacken oder Rücken, dann zeigt sich das durch Schmerzen. Ändert man nun die Schlafstellung oder das Bett, sollte auch das Problem gelöst sein.

Wieso ist es so schwierig, Schlaf und Bett als Schmerzursache einzugrenzen?

Die Schlaf-Realität ist sehr komplex. Der Mensch ändert die Schlafstellung häufig, im Schnitt  sind das 15- 40 Lagewechsel pro Nacht. Gleichzeitig ändert sich – von Schlafposition zu Schlafposition – die Auswirkung des Liegens auf Nacken und Rücken.

Für eine Bauch- oder Rückenschläferin kann das Bett meistens auch etwas härter sein, weil die vordere und hintere Körperkontur bei einem Grossteil der Menschen relativ gerade verläuft. In Seitenlage dagegen sollten die gegenüber der Tallie breiten Schultern und das breite Becken in die Matratze einsinken können. Andernfalls gibt es einen unangenehmen Auflagedruck bei Schultern und Becken. Zudem kann die Wirbelsäule in eine ungünstige Form gedrückt werden, vergleichbar einer Hängebrücke zwischen Schulter- und Beckenpfeiler.

Weil sich die Aspekte Schlafposition und Bett überlagern wird die Analyse anspruchsvoll.

Wann lohnt es sich, Bett und Schlafposition genauer unter die Lupe zu nehmen?

  • Naheliegend: positionsabhängige Schmerzen nachts im Bett
  • Immer wenn Nacken oder Rücken frühmorgens bei Aufstehen klar mehr schmerzen als nachher im Lauf des Tages
  • Ein ungutes Gefühl des Patienten bezüglich Liegekomfort und Schlaf

Was sind die typischen Problemkonstellationen?

  1. Seitenlage mit nach vorn gekipptem Becken und Abnützungsveränderungen der Lendenwirbelsäule
  2. Seitenlage bei breiten Schultern / breitem Becken und eher harter Bett-Matratzenkombination
  3. Rückenlage und Abnützungsveränderungen der Lendenwirkbelsäule, die zu knappen Platzverhältnissen für die Nervenwurzeln führen
  4. Bauchlage und altersbedingt eingeschränkte Beweglichkeit
  5. Starker Schmerzreiz tagsüber, der sich im normalen Schlaf nicht mehr abbauen kann

Betrachten wir die einzelnen Konstellationen genauer:

1. Seitenlage mit nach vorn gekipptem Becken und Abnützungsveränderungen der Lendenwirbelsäule

In Seitenlage kann es leicht zu einer Verdrehung zwischen Becken und Lendenwirbelsäule kommen. Wird der obere Teil des Beckens nach vorn gedreht, führt das zu knappen Platzverhältnissen für die austretende Nervenwurzel im Kreuzbereich. Nicht selten wird in dieser Stellung zusätzlich das Knie gegen die Brust hochgezogen. Dadurch kommt es zu einer Seitneigung der Lendenwirbelsäule und das hat ebenfalls eine einengende Auswirkung für den Nerv an der Austrittsstelle.

2. Seitenlage bei breiten Schultern / breitem Becken und eher harter Bett-Matratzenkombination

Die Härte und das Einsinkverhalten des Bettes spielt vor allem für Menschen, die einen grossen Teil der Nacht in Seitenlage verbringen eine wichtige Rolle. Der Grund ist die Anatomie mit dem im Vergleich zur Taille relativ breiten Schultergürtel und dem breiten Becken. Eine ausgewogene Schlafposition in Seitenlage verlangt ein gutes Einsinken der Schultern und des Beckens, um eine einigermassen gerade Lagerung der Wirbelsäule zu ermöglichen.

3. Rückenlage oder Bauchlage und Abnützungsveränderungen der Lendenwirkbelsäule, die zu knappen Platzverhältnissen für die Nervenwurzeln führen

Die Nervenwurzeln haben beim Austritt aus der Wirbelsäule schon von Natur aus wenig Platz. Die Abnützungsveränderungen an den kleinen Wirbelgelenken verschlechtern diese Platzverhältnisse. Das Gleiche macht eine abgenützte und etwas vorgewölbte Bandscheibe. Diese Effekte können abgeschwächt werden durch eine runde Rückenposition, sie verstärken sich jedoch in der Hohlkreuzstellung. Je nach anatomischen Verhältnissen führt die Rückenlage und auch die Bauchlage zu einer Hohlkreuzposition und damit zu einerVerschlechterung dieser Platzverhältnisse .

4. Bauchlage und altersbedingt eingeschränkter Beweglichkeit

Auf dem Bauch schlafen bedeutet immer, dass man den Kopf mehr oder weniger stark zur Seite drehen muss. Ist man jung und gut beweglich, ist das meistens kein Problem. Im Laufe des Lebens nimmt jedoch die Beweglichkeit ab,und so muss der Kopf in Bauchlage zunehmend bis an den Anschlag gedreht werden. Diese Endposition ist für den Körper bei längerer Dauer ungünstig und führt zu Beschwerden. Wird die Bauchlage auf einem eigentlich für die Seitenlage passenden Kissen eingenommen, verstärkt sich der negative Effekt noch. durch die Zwangsposition in Rotations- und Streckstellung. In Bauchlage brauchtes, wenn überhaupt,nur ein sehr flaches Kissen.

5. Starker Schmerzreiz tagsüber, der sich im normalen Schlaf nicht mehrabbauen kann

Schmerzen in der Nacht und frühmorgens beim Aufstehen können natürlich auch Gründe haben, die nur am Rande mit der Schlafposition und dem Bett zu tun haben. Werden die schmerzhaften Strukturen tagsüber sehr stark gereizt, dann reicht die Erholung nachts nicht aus, damit sich die Situation nachhaltig beruhigen kann. Die Schlafposition kann hier sehr wohl auch einen Einfluss auf den Verlauf haben. Für eine Verbesserung der Gesamtsituation braucht es aber weitergehende medizinische und verhaltensbezogene Massnahmen.

Soviel zur Eingrenzung der Zusammenhänge zwischen Schlaf, Bett und Schmerz. Über die möglichen Interventionen und Behandlungsmassnahmen berichtet der nächste Blog-Beitrag.

Mehr lesen: ,
Weitere Artikel zu den Themen "Ergonomie", "Nacken/Rücken" und "Spezieller Blickwinkel" lesen.

Schreibe einen Kommentar